Beschönigen, Verschleiern, Geheimniskrämern, Fehlervermeiden, Machtdünkeln, Intrigieren. Ab und an beschränkt sich das Tagwerk einiger Führungskräfte auf diese wenig rühmlichen – und noch weniger gewinnbringenden – Tätigkeiten.
Die Tatsache, dass solch ein Verhaltensrepertoire leider kein Einzelfall ist, macht Personen mit entsprechenden Kompetenzen trotz allem nicht zur erfolgreichen Führungskraft. Ein Meisterintrigant (m/w/d), ein Machthungriger (m/w/d), oder ein Schönscheiner (m/w/d) machen sicherlich häufiger Karriere – dies aber eher zum Leidwesen des Unternehmens.
Was bringt eine im Sinne des Unternehmenswohls erfolgreiche Führungskraft nun aber mit? Lassen wir die eierlegende Wollmilchsau aus dem Sack:
Eine erfolgreiche Führungskraft ist eine risikofreudige, aber verantwortungsbewusste und menschenorientierte Person. Sie vereint gelassenes Vertrauen, Ruhe, selbstloses Führungsverhalten und Optimismus.
[Unter Optimismus ist hier nicht die rosarote Brille gemeint, sondern der Glaube, dass der Erfolg irgendwie auf irgendeinem Weg eintreten wird.]
Führungskraft als Teamplayer
Da sich die Führungsperson als Teil des Teams wahrnimmt, wird sie von den Mitarbeitern als Vertrauensperson akzeptiert und kann das Team begeistern. Als Teil des Teams ist sie trotzdem in der Lage, notwendige Entscheidungsstärke für klare und zügige Entscheidungen aufzubringen und diese durchzusetzen. Da sie weise genug ist, sich gegebenenfalls auch von Mitarbeitern Rat einzuholen, kann sie wirksam und ziel-konform führen.
Authentizität als Erfolgsfaktor
Die Führungspersönlichkeit agiert nie privilegiert, sondern bleibt immer bescheiden. Sie stellt das Unternehmen und das Team im Zweifel über den persönlichen Erfolg. Dabei wird sich eine geborene Führungskraft nie verstellen. Sie agiert immer authentisch, aber der Situation angemessen. Sie besitzt die Fähigkeit, für jedes Problem den richtigen Blickwinkel und die richtige Augenhöhe zu finden. Mit Kreativität kann sie flexibel aus einer Vielfalt von Lösungsvarianten wählen.
Hohe Einsatzbereitschaft, eine hohe Leistungsorientierung und ein hohes Anspruchsniveau sich selbst gegenüber (das aber nicht in lähmenden Perfektionismus abgleitet) macht die Führungskraft zu einem lohnenden Vorbild.
Anker und Vorreiter
Aufgabe der Führungskraft ist es vorrangig, das Team als verbindender Anker auf gleicher Augenhöhe zu vereinen und zu führen. Sie muss das Kunststück vollbringen, gleichzeitig den Bedürfnissen des Unternehmens und denen des jeweiligen Mitarbeiters gerecht zu werden. Dafür bedarf es neben des fachlichen Knowhows und eines strukturiert-analytischen Denkens des ehrlichen Interesses an seinen Mitarbeitern und des Respekts den Bedürfnissen und Leistungen anderer gegenüber.
Da Gefolgschaft nie durch simplen Machtgebrauch entsteht – und schon gar nicht durch Machtmissbrauch – bedarf es der Begabung, in Menschen eine Sehnsucht zu wecken und sie mitzunehmen. „Führungskräfte gehen den gleichen Weg wie ihre Mitarbeiter, nur gehen sie eben voran.“ Dabei ist „die einzige Führungskompetenz, die wirklich zählt, die, die Ihnen Ihre Leute freiwillig einräumen.“ Das erfordert neben Empathie und Mitgefühl viel Geduld und physische Stärke.
Erschwert wird der Führungskraft ihre Arbeit durch die Vielzahl verschiedener, sich oft gegenseitig behindernder Rollenerwartungen, die durch Mitarbeiter, Vorgesetzte und die Öffentlichkeit an sie herangetragen werden. Um den Erwartungen gerecht zu werden, verfügt sie über ein großes Verhaltensspektrum, das sie situativ abrufen und einsetzen kann.
Besonders gefordert ist das Können der Führungskraft in Krisenzeiten. Ungeachtet von Rückschlägen konzentriert sie sich optimistisch und gelassen auf das große Ziel. Dies erfordert nicht nur emotionale Stärke und die Fähigkeit zur Umorientierung, sondern verlangt eine weitsichtige und kontinuierliche (Neu-)Ausrichtung hin auf das anvisierte Ziel.
Handlungsorientiert, aktiv und lernfähig vermittelt sie in Krisenzeiten ein hohes Maß an Sicherheit. Verlorene Ziele, Visionen oder Symbole werden durch neue ersetzt, um den Mitarbeitern das Voranschreiten zu ermöglichen.
Eine erfolgreiche Führungskraft setzt sich mittels emotionaler Fähigkeiten angemessen durch. Sie ist kontaktfähig und sozial kompetent. Selbstbewusst bewältigt sie Frust und Stress. Herausforderungen nimmt sie an und bewältigt Probleme über aktives Verhalten risikobereit, aber weitsichtig und verantwortungsvoll.
Da Führen ohne zu führendes Team leidlich sinnlos ist, lassen sich bei erfolgreichen Führungskräften bestimmte Teammerkmale finden:
Das Team der erfolgreichen Führungskraft
Bei der Zusammenstellung des Teams achtet die Führungskraft auf ein Gleichgewicht zwischen Begabung, Fachwissen und Persönlichkeit. Sie besitzt die Einsicht, dass sie nicht alles selbst können und nicht jede Lösung selbst parat haben muss.
Daher sucht sie gezielt Mitarbeiter, die in bestimmten Bereichen besser sind als sie selbst. Diese Spezialisten setzt die Führungskraft dann gezielt ein und lässt sie an den Aufgaben wachsen. Dies bedarf nicht nur der Fähigkeit, die richtigen Leute auf den richtigen Platz zu setzen, sondern auch einer kontinuierlichen Beobachtung der Moral im Team.
Abwechslung und Neuvergabe von Aufgaben sorgen für Motivation und besseres Einfinden in die Arbeitsbereiche der anderen Teammitglieder. Dem Team macht die Führungskraft dabei kontinuierlich die Perspektive und die Entwicklungsrichtung erfahrbar.
Die faire Verteilung der Arbeit und Belastung sorgt für eine Atmosphäre, in denen sich die Mitarbeiter nicht als Konkurrenten, sondern als Verbündete auf dem Weg zum Erfolg sehen. Aus unterschiedlichen Persönlichkeiten erschafft die Führungskraft eine loyale, zusammenhaltende und ruhig arbeitende Gruppe.
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Peter Baumgartner, Rainer Hornbostel
Manager müssen Mut machen
Mythos Shackleton. Führungskunst, Unternehmensphilosophie & Neuausrichtung
ISBN 978-3-86470-167-2